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15.10.2025

Förderprogramme für Defense Tech und Dual-Use-Innovation in Deutschland und Europa (Stand 2025)

Die sicherheitspolitische Zeitenwende in Europa führt zu einem tiefgreifenden Wandel in der Innovationsförderung. Wurde das Thema häufig auch aus politischen und ethischen Gründen durch die Tech-Industrie und universitäre Forschungseinrichtungen mit Desinteresse oder Ablehnung, etwa durch zahlreiche Zivilklauseln, durch die Kooperationen mit militärischer Forschung verboten werden, behandelt, ist nun eine neue Dynamik entstanden. Dies führt auch zu Veränderungen in der Förderlandschaft.  Technologien mit doppeltem Verwendungszweck – also Dual-Use-Technologien, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können – rücken zunehmend in den Fokus der europäischen und deutschen Förderpolitik. Für Unternehmen u.a. aus der Tech-Industrie, Robotik, KI, Sensorik, Drohnenherstellung oder Cybersicherheit eröffnen sich dadurch neue Finanzierungs- und Wachstumsperspektiven.

Im Folgenden nennen wir die wichtigsten Programme, die aktuell besonders relevant sind.

 

1. Europäischer Verteidigungsfonds (European Defence Fund – EDF)

Der EDF ist das zentrale EU-Instrument zur Förderung gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Verteidigungsbereich. Mit einem Budget von über 1,1 Mrd. € im Jahr 2025 unterstützt die Europäische Kommission Vorhaben in Bereichen wie KI, Robotik, Sensorik, Raumfahrt, Kommunikation, Simulation, Autonomie und Schutztechnologien. Für das Jahr 2026 hat die EU Kommission einen ähnlich hohen Betrag vorgesehen.

Hiermit können Forschungsprojekte mit bis zu 100 % und Entwicklungsprojekte anteilig mit bis zu 90 % gefördert werden. Über das EU Defence Innovation Scheme (EUDIS), das Bestandteil des EDF ist, werden gezielt KMU und Start-ups gefördert, die neue Technologien in den Verteidigungssektor hineinentwickeln möchten.

Für Unternehmen mit fortgeschrittenen technologischen Kompetenzen – etwa in KI-gestützter Datenanalyse, Sensorik, Cyberabwehr oder autonomer Systemtechnik – ist der EDF derzeit das bedeutendste Förderprogramm Europas.

 

2. NATO DIANA – Defence Innovation Accelerator for the North Atlantic und NIF – NATO Innovationsfonds

DIANA ist das Innovationsprogramm der NATO zur Unterstützung von Dual-Use-Start-ups und technologieorientierten KMU. Es bietet Accelerator-Programme u.a. Palladion an der Universität der Bundeswehr in München, Testzentren, Mentoring und Seed-Finanzierung für Technologien mit sicherheitsrelevanten Anwendungen (z. B. Energie-, Material-, Kommunikations- oder Sensoriklösungen).

DIANA versteht sich als Brücke zwischen Start-ups, Industrie, Forschung und militärischen Anwendungen.  Ausgewählte Unternehmen erhalten Zugang zu hochmodernen Testeinrichtungen. Zudem können sie Mittel aus dem NIF, der mit 1 Milliarde EUR ausgestattet ist, erhalten.

 

3. Europäische Investitionsbank (EIB) & European Investment Fund (EIF)

Die EIB hat 2024 ihre internen Förderregeln angepasst, um Dual-Use-Projekte besser finanzieren zu können. Gefördert werden insbesondere Infrastruktur-, Raumfahrt-, Sensorik- oder Kommunikationsprojekte, die zivil nutzbar, aber auch strategisch sicherheitsrelevant sind.

Der EIF hat darüber hinaus mit der Defence Equity Facility (DEF) ein erstes Wagniskapital-Instrument aufgelegt, das Investitionen in junge Defence- und Dual-Use-Unternehmen erleichtert. Diese Programme sind besonders interessant für Technologie-Start-ups mit Kapitalbedarf, die noch nicht über Fördererfahrung verfügen. Dabei findet keine direkte Beteiligung statt, sondern diese erfolgt über die Unterstützung durch insgesamt 175 Mio. EUR von Private-Equity- und Risikokapitalfonds statt, die in verteidigungsrelevante Technologien (auch dual-use) investieren.

 

4. Nationale Programme und Strukturen in Deutschland

Die Bundesrepublik Deutschland ergänzt die europäischen Förderinstrumente um eigene Programme:
•    Cyberagentur GmbH (Agentur für Innovation in der Cybersicherheit): Förderung disruptiver Forschungsprojekte im Bereich Cyberabwehr, KI und Quantenkommunikation, ausdrücklich auch mit Dual-Use-Potenzial.
•    Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw): Fördert die Schnittstelle zwischen Start-up und Bundeswehr und soll zivile Software oder Produkte von Startups, die am Markt bereits verfügbar sind, an die Bedürfnisse der Bundeswehr anpassen und für militärische Systeme nutzbar machen. Dabei werden keine eigenen Fördermittel bereitgestellt, sondern es werden Kooperationen mit der Bundeswehr vermittelt.
•    Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM): Offenes FuE-Förderprogramm des BMWK für KMU-Innovationen, das auch bei Dual-Use-Projekten anwendbar ist.
•    Exportinitiative Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BMWK): Unterstützt Unternehmen beim Marktzugang im Ausland.Forschungsaufträge des BAAINBw: Direkte Forschungs- und Entwicklungsaufträge im wehrtechnischen Bereich.

 

5. Rechtliche und regulatorische Aspekte

Die Förderung von Defense- oder Dual-Use-Technologien ist nicht nur eine Frage der Finanzierung, sondern auch des regulatorischen Rahmens. Unternehmen müssen insbesondere folgende Punkte beachten:
•    Exportkontrolle und Genehmigungspflichten (BAFA, EU-Dual-Use-Verordnung)
•    Geheimschutzanforderungen und Sicherheitsfreigaben bei militärnahen Projekten
•    Vergaberechtliche Besonderheiten bei EDF- oder BAAINBw-Projekten
•    IP- und Lizenzierungsfragen bei EU-Kofinanzierungen

Für eine erfolgreiche Antragstellung empfiehlt sich daher eine frühzeitige rechtliche Beratung – sowohl zur Förderfähigkeit als auch zur Compliance-Strukturierung.

 

Fazit

Die Förderlandschaft im Bereich Defense Tech und Dual Use befindet sich im Umbruch: Während klassische EU-Programme weiterhin primär zivil ausgerichtet sind, entstehen parallel eigenständige Verteidigungs- und Sicherheitsfonds, die auch industrielle Hochtechnologien mit sicherheitspolitischem Bezug adressieren.

Für technologieorientierte Unternehmen aus Deutschland bieten sich dadurch attraktive Finanzierungs- und Wachstumschancen – vorausgesetzt, sie verbinden zivile Innovation mit strategischem Mehrwert für Sicherheit und Verteidigung.

SKW Schwarz berät Unternehmen bei der rechtssicheren Strukturierung, Beantragung und Durchführung von Förderprojekten im Bereich Defense Tech und Dual-Use – von der Förderfähigkeitsprüfung bis zur Vertragsgestaltung mit europäischen und außereuropäischen Partnern.
 

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